Freitag, 18. November 2011

And another one bites the dust.

Bzw. ich habe wohl zuviel Delhi-Staub geschnuppert, denn die Zeit ist die letzten Wochen wie im Flug vergangen, der Staub hat jegliche Hirnzellen und Poren meines Körpers vereinnahmt, besetzt, umzingelt und als Geisel genommen - und ich liebe Delhi :) es hat einen Monat gedauert, es hat viele Schockmomente gebraucht, viel Nerven gekostet und viel Schweiss und Blut ist gelaufen. Aber aus sowas wird doch das beste Eisen geschmiedet...worauf wollte ich hinaus!? 

JA, ICH LIEBE DELHI! ICH LIEBE INDIEN! AUF DASS IHR ES ALLE WISST!

Ich musste wohl wirklich im ersten Monat alles mitmachen, Körper und Psyche durch den Fleischwolf drehen, dass ich jetzt über meine ganzen Beschwerden, die hier ja kläglich festgehalten wurden, getrost lachen kann :) ich habe also endlich meinen indischen Alltag erreicht, ich rege mich nur noch sekundenweise auf, esse mittlerweile alles, was die indische Cuisine zu bieten hat, und könnte hier doch noch einen Moment länger bleiben. Aber der Alltag bringt ja auch so seine Tücken mit, das ganze Kulturschock-Gedöns war ja auch unglaublich erheiternd und aufregend. Heisst, so furchtbar viel interesting gossip gibts auch garnicht zu berichten.

Die letzten Wochen habe ich auf jeden Fall sehr viel gearbeitet, Interviews geführt und den Magisterarbeitsgeist wieder aus der Schublade geholt. Mittlerweile ist mein Artikel so gut wie fertig und mein Praktikum damit auch schon so gut wie rum.

Ansonsten habe ich die Zeit genutzt, um unglaublich viel indischen Kitsch zu kaufen (Ich werde glaub ich ca. 10 Ganesha-Abbildungen in sämtlichen Formen mitnehmen, der Franzose wird sich freuen), mich auf Märkten rumzutreiben, ganz viel Essen zu kosten, endlich Old Delhi zu erkunden (woher glaube ich auch meine entfachte Liebe für Delhi herrührt) und die letzten Sightseeing-Punkte abzuhaken. UND es wurden endlich großartige Clubs zum Feiern gefunden, nichts geht über indische Housemusik, mein Hüftspeck wurde auf jeden Fall ordentlich durchgeschüttelt. Wir haben sogar einen Irish Pub inkl. Karaoke Bar unsicher gemachts, Bruce Springsteen singende Inder sind der Hammer.

Nebenbei hatten wir Besuch von einer Affenbande, die hier wohl alle Wochen durchs Viertel zieht und auch bereits bekannt ist - meine Gastfamilie wurde beispielsweise bereits von ihnen vor der Wohnungstür überfallen und um ihre Einkäufe gebracht und der Hund hat ne deftige Erfahrung mit einer Affenfaust gemacht...alles kein Witz :) so furchtbar süß, wie ich gedacht hatte, sehen die Genossen auch nicht aus...unterhaltsam wars aber allemal :)



Wie gesagt ist wahrscheinlich meine "Love at first sight"-Erfahrung mit Old Delhi dafür verantwortlich, dass das Feuer der Leidenschaft für diese Stadt in mir entbrannt ist. Zumindest habe ich die letzten zwei Wochen größtenteils dort verbracht. Dort, in Chandni Chowk, schlummert nämlich der Charme der Stadt, den ich solange gesucht habe. Verstopfte Straßen, dunkle Gassen mit alten Havelis in allen Ecken, heruntergekommene koloniale Baracken mit unglaublichem Charme und großartiges Straßenessen, ich war begeistert. Überall steigen einem hunderte (positive und negative) Gerüche in die Nase, überall Menschengebrüll, in der Luft eine Mischung aus Straßenstaub, Wasserdampf und verbrannten Rotis, in jeder Ecke wartet leckerer ChaiTea frisch aus dem wohl seit Jahren nicht gewaschenem Topf. Gleich nebenan liegt die Jama Masjid Moschee (siehe Fotos unten), umgeben von einem riesigen Markt, überfüllt mit Früchten, Teppichen, 1Cent-Kleidung usw. Den Chandni Chowk säumen nebenbei auch noch sämtliche Gotteshäuser aller erdenklichen Religionen, buddhistische Tempel, goldene Tempel der Seekhs, christliche Kirchen, hinduistisch-bunte Götterstatuen. Hinzu kam, dass vor 2 Wochen irgendein muslimisches Fest war und alle ihre zu schlachtenden Ziegen gekauft haben, die in ihre Autos und Riskshaws gestopft haben oder damit durch die Straßen geschlendert sind. Also, zusammengefasst, jedes Indien-Klischee kann hier angefasst, in den Mund gesteckt und durch die Nase gezogen werden, herrlich! Krönender Abschluss dieses Tages war die kleine Rickshaw, die wir mit sechs Mann besetzt haben, ich durfte 20 Minuten an der Stange der Fahrerseite hängen. Seht selbst ein wenig auf den Fotos:














Letztes Wochenende auf dem Weg zurück von Old Delhi, es war Samstagabend, bereits 20h und wir wollten noch den Hüftspeck mit einem WodkaRedbull wegschütteln, hatten wir es dann auch etwas eilig nach hause zu kommen, nachdem wir im Dunkeln auch gleich versehentlich in einem Slum gelandet waren, not so nice. Nur wie kommt man schnell nach hause? Hier wurde einem mal wieder bewusst, WIEVIELE Inder es eigentlich gibts. Die sind überall, in Massen, egal wo, und machen SEHR viel Lärm. Ja, sagt ihr, du bist ja auch in Indien. Aber im Vergleich zu unserer alternden, zunehmend beige angezogenen Gesellschaft, die am Samstag in 3 Meter-Abständen über den Jungfernstieg schlendert, ist hier jeden Tag der 23.12. in der Europapassage. Aus der UBahn sind wir also gleich auf Grund von Platzangst rausgestürmt, was garnicht so einfach war bei den Menschenmassen. Zumal ich die Metro auch nicht mag, da man da noch schlimmer angestarrt wird und zu allem Übel auch noch mit den Indern eingesperrt ist. So werde ich in der Regel auch auf Grund meines Aussehens ausgelacht. Beim letzten Mal einfach nur, weil ich mich oben an einer Stange festgehalten habe, wo kein normaler Inder rankommt. Eine Gruppe um die 20jähriger Inder nannte mich dann 5 Minuten lang Superman...ich habe beschlossen, mich an den Indern in Hamburg irgendwann dafür zu rächen...

Aber zurück auf die Straße, auf der du allerdings nur schwerligst laufen konntest, an freie Motor-Rickshaws nicht zu denken. Am effizientesten war dann die Fahrrad-Rickshaw und trotz meiner Abneigung gegenüber diesem menschenverachtenden Fortbewegungsmittel haben wir uns dann doch aus Verzweiflung bis zur nächsten Hauptstraße gedrängelt, auf der pro Person mehr als 1cm² freier Platz war. Während dieser wurden wir dann auch unsanft von einem hinter uns drängelnden Auto angestoßen, so dass das ganze zerbrechliche Gefährt fast umgekippt wäre. Die live-Dokumentation gibts unten:


 So, damit ist für euch allerdings auch der zumindest halbwegs interessante Teil vorbei, jetzt gibts nur Sightseeing-Fotos, muss ja auch sein.





So, und damit habt ihrs auch fast geschafft und ich die Zeit in Delhi auch schon so gut wie ausgekostet. Die Zeit verging einfach unglaublich schnell. Dieses Wochenende ist mein letztes in Delhi, denn das darauf folgende fahren wir ENDLICH nach Varanasi - nach unzähligen Zugbuchungsdramen (Höhepunkt war mein Erlebnis in der Wartehalle diese Woche, nachdem sich um mich herum ca. 10 Inder versammelt haben, um auf mein zu bezahlendes Ticket zu gucken, ich weiss immernoch nicht was die wollten, vielleicht mir Gesellschaft leisten!?). Das heißt 14h Nachtzugfahrt und endlich wieder der Duft des großen Abenteuers nach der Amritsar-Reise. Von der wird hier also bestimmt noch berichtet werden. Und wenn ich wiederkomme kommt meine herzallerliebste Karo auch schon, damit wir auf unseren 2wöchigen Rajasthan-Trip aufbrechen, dann gehts auch endlich zum TajMahal :) Indien verspricht also noch einiges und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich frohlocke!