Montag, 3. Oktober 2011

Deeper and deeper in Delhi

So, ich habe das Gefühl, seit dem letzten Post ist schon wieder eine Woche vergangen, dabei sinds nur 2 Tage, crazy thing. Da die nächsten Tage dank des Praktikums zwar für mich auf jeden Fall interessant werden, es aber wohl erstmal nicht soviel neues zu berichten geben wird und ich nun endlich Ruhe und Zeit in meiner neuen Wohnung habe, nutze ich den Moment, um dem benötigten Ausflusswillen meines Gehirns Folge zu leisten.

Ja, ganz richtig, ich bin heute endlich in meiner Wohnung angekommen. Vom Viertel her ist es hier ganz anders und zwar viel ruhiger und gediegener mit schöneren Häusern etc. Die Wohnung ist für mich allein auch absolut ausreichend, sauber und bestens ausgestattet und die Familie, die nebenan wohnt und der das Haus hier gehört, macht auch einen enorm netten Eindruck. So wurde ich sofort mit einer indischen SIM-Karte ausgestattet und später gibts eine kleine Führung durch das Viertel. Ich genieße auf jeden Fall die Möglichkeit, endlich "meine eigenen" vier Wände zu haben und mich mal ein wenig auszuruhen.

Gleichzeitig muss ich sagen, dass es schon schade war, aus dem B&B auszuziehen, da mir der Hotelboy Shankar wirklich eine riesen Hilfe gewesen ist. Shankar schätze ich max. auf 30 Jahre, er ist 24h jeden Tag im Hotel, macht sauber, macht Frühstück und kümmert sich quasi um alles. In Kalkutta, also am anderen Ende Indiens, hat er seine Familie mit 3 kleinen Kindern, die er ein Mal im Jahr für 20 Tage besucht und der er sein gesamtes Gehalt jeden Monat schickt. Von Angehörigen anderer Kasten wird in der Regel ziemlich ignoriert, also nix mit Égalite, Fraternité und so.

Und auch mein gestriger Tag war auf recht krasse Weise durch die sehr deutlich zu Auge tretenden Klassenunterschiede hier geprägt. Zunächst ging es mit meiner neuen französischen Bekanntschaft Marie in ein riesiges Einkaufszentrum. Auf dem Weg dorthin mit der Rickshaw konnte ich mal einen kleinen Eindruck einer solchen Fahrt einfangen, in diesem Fall sogar auf einer Straße mit richtigem Bürgersteig (nebenbei, ich bin enormer Fan dieser Rickshaw-Fahrten geworden).


Kurz nach diesem Moment kamen wir dann im Einkaufzentrum an, dessen Dimensionen ich bisher nur aus den USA kannte. Von einem Moment auf den anderen komplett andere Welt. Dicke Mercedes' und BMW's, die in der Schlange stehen, bevor sie nach Bomben und Waffen durchsucht werden, um ins Parkhaus zu fahren, und der Sicherheits-Check-In für menschliche Wesen wie am Hamburger Airport. Einmal im Zentrum drin konnte man sich vor französischen, deutschen und amerikanischen Luxus-, Elektronik- und Kleidungsketten kaum noch retten. Publikum waren natürlich lediglich Europäer, Amis und gut betuchte Inder. Höhepunkt dieses Besuchs war dann schließlich die Begegnung mit einem Inder und einer Dame aus der Ukraine, die mich zu einem Casting zu einem Bollywood-Film einladen wollten (wobei ich glatt an die liebe Nina denken musste :) ). Mir erschien das wenig attraktiv zu sein.

Auf dem Rückweg hingegen standen wir dann in der Rickshaw im Dunkeln im Stau und sofort kamen die Bettler aus dem Dunkeln. Eine Dame barfuß mit Baby im Arm ließ leider auch nicht locker und versuchte durch Ziehen an Kleidung und Schuhen uns dazu zu überreden, ihr Geld zu geben. Allerdings sollte man solches Geld lieber an seriöse Organisationen spenden und wir haben ihr natürlich nichts gegeben, wobei wir von allen Seiten aus den Autos angestarrt wurden und die Dame mir dann zum Dank ins Gesicht hustete. Also wie gesagt, krasser hätte uns der Unterschied zwischen Arm und Reich an diesem Tag nicht unter die Augen treten können.

Zurück in unserem Viertel zeigte sich das Leben hier dann wieder von einer anderen Seite, als wir auf das bereits erwähnte Götterfest hinter dem Hotel gegangen sind. Unglaublich viel Lärm (oder auch Musik, ich bin mir noch nicht ganz sicher), SEHR viele Menschen, massig Essen, Spiele für die Kinder, eine tolle Atmosphäre! Solche Momente versöhnen einen dann aber immer ganz schnell mit dem kurzzeitigen Stress, den man hier ab und an hat. Hier zwei Eindrücke vom Fest vor zwei verschiedenen Statuen. Man beachte im zweiten Video den netten Soldaten mit Maschinengewehr auf seinem Türmchen. Vorher waren selbstverständlich auch wieder die Sicherheitskontrollen und Taschenchecks an den Eingängen angesagt. Aber seht selbst.


Marie und ich waren bei dem ganzen Spektakel selbstverständlich eine Hauptattraktion. Zwei junge Inder machten sich einen Spaß daraus, uns "vollkommen unauffällig" hinterher zu laufen und uns zu fotografieren. Wir taten daraufhin das gleiche. Ein anderes Highlight waren die vier indischen Studenten, die unbedingt Facebook-Freunde mit uns sein wollten, uns ihre Namen gaben und uns am liebsten um den Hals gefallen wären. Das Bestellen des Essens auf diesem Fest geriet dann auch zum Fiasko, weil niemand Englisch sprach und uns am Ende die versammelte Mannschaft der Küche ausgelacht hat...ein lustiges Volk sind die Inder auf jeden Fall und wir hatten einen großartigen Abend! So merkwürdig man oftmals beäugt wird, so nett sind die Leute dann auch auf der anderen Seite zu einem.


Und heute war nun der große Tag des Umzugs. Wie gesagt, ich bin sehr froh, endlich einen kleinen Rückzugsraum zu haben, und freue mich auch auf das Praktikum morgen. Allerdings fing das ganze schon wieder großartig an, als mein bestelltes Taxi nach einer Stunde immernoch nicht da war. Entnervt schnappte ich mir eine Rickshaw, die mit all meinem Gepäck besorgniserregend tiefergelegt wurde und es ziemlich schwer hatte, überhaupt vom Punkt zu kommen. Bei jedem Schlagloch in der Straße betete ich, dass bitte die Hinterachse dieses zärtlichen Fahrzeuges nicht brechen sollte. Aber wie ihr seht bin ich bestens angekommen. Irgendwie klappt hier doch immer alles, egal wie.

4 Kommentare:

  1. Cette culture Alex, c'est tellement toi !!! loooooool !! par contre la circulation ça te perturbe vachement je crois... :) allez, plus que 2 mois et demi :)

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  2. das hört sich alles ganz großartig an und ich finde es bewundernswert, dass du dich das getraut hast bzw. weiterhin traust. hihi!
    das "Irgendwie klappt hier doch immer alles, egal wie." ist sicher mal eine ganz andere und schöne art zu leben und vor allem mit der "deutschen lebensweise" wenig vergleichbar.
    bin gespannt auf deine nächsten beiträge!
    viele grüße aus la france.

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  3. puppe, nu hab dich ma nicht so...bollywood könnte DEIN sprungbrett für die dicke karriere als neues vip-sternchen sein...und ein bisschen shake da boody in nem knappen einteiler dürfte dir doch nicht schwer fallen...hahahaha...:-)))))))))))))))

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