Samstag, 1. Oktober 2011

Delhi, here I come!

Seit meiner Ankunft gestern nach 15h Reise ist bei mir doch dank der Temperaturen um die 36°C tatsächlich ein wenig Urlaubsfeeling aufgekommen. Das Wetter ist also grandios, allerdings kam bei mir heute der Gedanke auf, dass ich mir vielleicht doch die Haare etwas radikaler abschneiden sollte, da ich hier doch NOCH viel mehr schwitze als bereits bei 20°C in Hamburg. Außerdem würde ich dann evtl. doch ein bisschen weniger angegafft werden und beim Verhandeln um den Rickshaw-Preis auch ein günstigeres Standing haben.

Neben dem Wetter muss ich allerdings sagen, dass ich mich doch trotz kulturellem Schock ziemlich fix hier eingelebt habe...oder besser gesagt eingeFÜHLT, auf jeden Fall schlägt der PanjabiMC-Beat schon ein wenig in meiner Brust. Aber der Reihe nach.

Gestern war ich doch ziemlich erschöpft, denn auf Grund undankbarer Plätze auf beiden Flügen war mit Schlafen nicht viel. Wie glücklich war ich, als ich am Flughafen in Dubai sofort einen "Paul" entdeckt habe (die Frenchies unter uns wissen, was ich meine :) ). Meine Fitness wurde jedoch trotzdem auf eine harte Probe gestellt, als aufm Flug von Dubai nach Delhi um 8h deutscher Zeit, nach indischer Zeit also halbwegs Mittags, drei verschiedene Currygerichte an Bord angeboten wurde. Ich habe dankend abgelehnt.

Angekommen in Delhi wartete auch schon mein netter Driver Sushil von der Stiftung mit meinem Namensschild auf mich, nachdem der indische Zollbeamte mich erst nach 5 Minuten durchlassen wollte, weil er meine Zeitschriften nach Bildern durchsuchen wollte. Zum Glück hatte ich ausnahmsweise nicht den Playboy dabei, so dass er mir meinen Spiegel und mein Abendblatt zurückgab, nachdem sich schon einige mit Verwirrung gefüllte Schweissperlen auf meiner Stirn gebildet hatten, mit dem Kommentar: "I like pictures very much. But these uninteresting. Don't understand french." Ähm ja... Seitdem habe ich mich bereits in das indische Volk verliebt.

Dann kam allerdings der erste Kulturschock, bzw. eher Traffic-Schock. Überall mind. 3spurige Straßen, wobei die drei Spuren in der Regel horizontal von 6 Autos gefüllt werden, die wie wild die lediglich optisch vorhandenen Spuren sinnlos wechseln. Nebenbei Menschen, Fahrräder usw., die die Straßen überqueren. Ampeln oder ernsthaft begehbare Bürgersteige sucht man hier übrigens recht vergebens, außer auf den großen Highways. "Klar", würde jeder sagen, "womit hast du denn gerechnet!?". Aber das mal persönlich mitzulerben war ein Happening für einen naiven Euro wie mich. Aber auf Sushil war Verlass und er hat mich sicher zu meinem großartigen Bed&Breakfast-Hotel gebracht. Trotzdem muss ich sagen, dieser Straßenlärm und das Chaos da draußen hatte mich doch ein wenig verstört und ich werde mich in Zukunft wohl nur noch mit der Rickshaw fortbewegen. Hier ein kleiner Eindruck der Situation vor meinem Hotel:




Da es leider ziemlich früh hier dunkel wird, geriet meine Suche nach einem Supermarkt leider zu einer Farce (siehe Verkehr im Dunkeln, kaum Straßenbeleuchtung und wie gesagt, kein Bürgersteig) und ich gab nach einer Stunde auf. Stattdessen bestellte mir der liebe Hotelboy eine stark gewürzte Indian-Style-Pizza für umgerechnet 2 Euro.

Und heute nun der große Tag: Discovering Delhi, bzw. finding the place to go, denn Orientierung habe ich hier bisher NULL. Zumal ich noch keinen richtigen Stadtplan habe, abgesehen vom Reiseführer, und auch nirgends etwas gesehen habe, wo es diesen zu kaufen gäbe. Erst ging es in die Bank, bewacht von zwei sehr netten, aber mit 2m-Gewehren ausgestatteten Sicherheitsbeamten, und schließlich, und dies ist mein persönliches Highlight von heute, auf meine erste Rickshaw-Fahrt (oder wie die Inder sagen "Tuk-Tuk") in meine zukünftige Wohnung. 5 Euro hin und zurück für ca. eine Stunde Fahrt inkl. gefühlter Nahtod-Erfahrung im Verkehr, wobei ich pro Strecke den Preis noch um 50Cent runterhandeln konnte, YAY!


Die Wohnung hat es mir auf jeden Fall durchaus angetan und die Leute im Haus sind sehr nett! Das Viertel ist ruhig, wirklich schön mit vielen Obst- und Gemüseständen und Märkten und gleich daneben ein schöner Tempel, buddhistisch oder hinduistisch, keine Ahnung. Hier ein paar Fotos meines Viertels.





Aber wie gesagt, mir gehts sehr gut nach diesem ersten Tag. Ich habe (nach langer Suche) einen Supermarkt gefunden (mit erstaunlicherweise ziemlich vielen deutschen Produkten UND BIER, yummy), die Inder sind wirklich sehr nett, die ersten Franzosen habe ich ebenfalls bereits beim Frühstück kennengelernt und die Terrasse des Hotels ist perfekt für eine spätnachmittägliche Lesestunde in der Sonne. Nach großartigem indischen Essen zeigte mir der Hotelboy dann auch noch ein hinduistisches Lichterfest gleich um die Ecke mit riesen Götterstatuen. Irgendeine Gottmutter hat auf jeden Fall Geburtstag. Morgen werde ich dann endlich etwas Sightseeing betreiben, Montag oder Dienstag in meine neue großartige Wohnung einziehen und Dienstag beginnt ebenfalls mein Praktikum. I am happy, but TODMÜDE. Also zusammengefasst:

Kulturschock: check
indisches Plumpsklo: check
Rickshaw-Fahrt: check
hinduistisches Fest: check
anfängliche Begeisterung: check

Delhi, here I come!

3 Kommentare:

  1. Laisse toi simplement happer par le doux son paisible des voitures, et le bruit apaisant des sirènes...

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  2. je pourrais meme faire du yoga sur la rue ;)

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  3. großartig, mein schmuckstück! ich musste herzlich lachen, als ich das video geguckt hab und plötzlich war indien wieder näher denn je...jajaja...das gehupe und der alltägliche dauerstau...du wirst dich wundern, mit was für einer leichtigkeit du in ein paar tagen das gewusel auf den straßen durchqueren kannst! yihaaa!!! dicker kuss, freue mich schon auf den nächsten bericht!! deine perle

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