Freitag, 14. Oktober 2011

Indian Belly-Dance

Jap...der Delhi-Belly...oft erwähnt und immer voller Hochmut und Arroganz geprahlt, dass ich putzmunter bin. Ich möchte dazu nun gerne sagen: PUSTEKUCHEN! Pünktlich zu Beginn der Woche hat es mich erwischt und ich bin immernoch etwas fiebrig. Seitdem schreit mein Magen geradezu nach deutschem Essen. Bei jedem Stück indischem Essen, jedem Hauch von Koriander, Zitronengras, unergründlichen weiteren Gewürzen und diesem ewigen fettigen Fladenzeugs ächzt meine Magenschleimhaut und sagt, sie möchte heim zu Kartoffeln, Kohl und nem triefend blutigen Steak...mit Sour Cream bitte...und einem Salat, einer dicken Scheibe Tomate, Balsamico-Dressing bitte nicht vergessen. Als wäre das noch nicht genug geben die einem tatsächlich bei jedem Essen in einem kleinen Säckchen noch 2 - 4 geschälte Zwiebeln und Chillisauce mit, wohl zum Nachwürzen....ich empfinde das als Provokation!

Ja, meine Magenschleimhaut scheint anspruchsvoll zu sein und somit musste ich mich die ganze Woche mit fiebrigen Anfällen bei mehr als 35C zur Arbeit quälen. Aber ihr wisst ja, Männer sind generell, was körperliche Beschwerden angeht, ein Mitleid erregender Haufen, daher möchte ich euch auch garnicht länger quälen. Denn dank Antibiotika, die man hier für 2 Euro an jeder Ecke ohne Rezept bekommt, geht es mir auch schon wieder besser. Zumindest glaub ich das, was das für Zeugs ist, weiss ich nämlich garnicht so genau...aber hey, ein Experte von Paracetamol-Vergiftungen kann damit jetzt sowieso schonmal umgehen.

Also genug von Krankheit. Wobei noch nicht ganz. Ich möchte noch einmal auf die fiebrigen Anfälle hinweisen. Zunächst hat sich wieder einmal das männliche Geschlecht, befallen von Hypochondrie, bei mir durchgeboxt und ich hatte eine gewisse Sorge, dass mich das Dengue-Fieber (auch Knochenbrechergrippe genannt) befallen hat, da ich alle entsprechenden Symptome hatte und man wirklich fast jeden Tag von Indern und auch von den Deutschen davor gewarnt wird, scheint eine regelrechte Epidemie hier derzeit zu sein. Ich kann mich allerdings noch bestens bewegen und habe es wohl VORERST - ohne aus Hochmut zu sprechen - nicht bekommen.

Stattdessen hatte ich deliriumsähnliche Erlebnisse nachts, ich dachte ich bin nun vollkommen irre, auf einem Trip, völlig außer Rand und Band...denn seit 4 Tagen (oder Nächten) zieht hier ein Umzug durch meine Straße um Punkt vier Uhr nachts....Frauen, die sehr schrill singen, und Männer mit Trommeln. Völlig verschwitzt dachte ich, es mit mir zuende, aus die Maus, gefangen im hinduistischen Fieber-Nirvana. Scheint aber tatsächlich stattzufinden, ich glaube es zumindest. Was der ganze Humbug soll weiss ich allerdings nicht.

Zumindest konnte ich aber diese Woche in der Regel recht früh schlafen gehen, da wir durchgehend Stromausfälle haben,die i.d.R. 1-2h anhalten. Da dann auch die Klimaanlage nicht mehr geht ist das so semi-schön. Und abends im Dunkeln sitzen ohne Kerze auch nicht...die sollteich mir übrigens mal zulegen.

Aber eigentlich wollte ich mich garnicht beschweren, denn abgesehen von diesem ganzen Tohuwabohu ging es mir diese Woche wunderprächtig. Da ihr aber zum Lesen glaub ich mal ein paar Bilder zur Abwechslung braucht, gebe ich dem Volk, was es will. Ein paar Fotos von meinem Viertel, meinem Everyday-Life, meinem Catwalk unter vielen neugierigen Augen, meiner Heimstätte für Einkäufe und tägliche Bedürfnisse. Und drauf zu der famose Rickshaw-Stand (ich glaube übrigens, ich kauf mir so'n Ding für Hamburg, das lässt sich mit Sicherheit praktisch zusammenklappen). Ich meine mit Rickshaw übrigens das Ding mit Motor, die Fahrrad-Rickshaws reißen sich zwar immer um mich und es ist viel billiger, aber ich hätte viel zuviel Mitleid, die bei dem Wetter auch noch so einen europäischen Klops durch die Gegend fahren lassen zu müssen.


Apropos Rickshaw, und nun kommen wir zu den amüsanteren Dingen. Ich bin mittlerweile scheinbar im Viertel bekannt und ich habe nun meinen eigenen Rickshaw-Fahrer jeden Morgen,der pünktlich um 8 auf mich an der Straßenecke wartet. Dabei haben wir einen festen Preis von 1,20 für die 30minütige Fahrt vereinbart. Ein Inder würde wohl 10Cent weniger bezahlen, aber unter diesen Preis bin ich noch nie gekommen, ich geh wohl noch nicht als Inder durch...aber egal, ich hab meinen Fahree :) er redet zwar nicht, trägt Turban und langen geringelten Schnauzbart, verliert im Rennen mit den anderen Rickshaws auf der Straße zwar auch regelmäßig und hat eine indische Frau mit dickem Nasenohrring als Poster auf der Rückbank hängen, aber ich bin glücklich. Irgendwann werde ich ein Foto von uns machen, wenn das Eis zwischen uns geschmolzen ist!

Als wenn das noch nicht genug wäre ist das Praktikum auch weiterhin ein Traum. Unglaublich interessant und die Kollegen sind furchtbar nett. Sie haben sogar extra für mich eine Geburtstagstorte inkl. Beschriftung für mich bestellt und mir ein Ständchen gesungen. Das Afghanistan-Projekt ist zwar unglaublich umfangreich und ich fühle mich an stundenlange Recherche- und Lesearbeiten zu Zeiten meiner Magisterarbeit zurückversetzt, aber es bringt Spaß und ich habe bereits erste Interviewpartner.

Zu guter Letzt nun aber noch einmal eine kleine Moral: eine andere höchst merkwürdige Sache  ist ja, wie bereits auch schon erwähnt, dieses Klassending hier. Ich war gestern schon wieder enorm verstört, als die Tochter der Familie bei mir klopfte und fragte, ob der "Servant", also ihr Diener, mein Essen vom Vorabend, das ich in den Mülleimer geschmissen habe (es war mal wieder zu scharf für meinen Delhi-Belly) essen dürfte. Das sind wieder so Momente, wo man sich eigentlich echt schämen müsste und merkt, wie glückselig wir in unserer Wegwerfgesellschaft leben und das alles auch noch als selbstverständlich hinnehmen. Der Servant wohnt bei uns unten im Haus, ich zweifle daran, dass er weit über 18 ist und er erledigt quasi alles von Putzen, Kochen, Hund ausführen etc., wie eine Haushälterin bei uns eben auch. Ich war dann ein bisschen nachdenklich gestimmt, aber er kennt es warscheinlich auch nicht anders. What to do? Abgesehen von ein bisschen Tringeld ab und zu bleibt mir ja nix anderes übrig, als nett zu ihm zu sein und ihm alles Gute zu wünschen.

So, mit diesem hoffentlich beklemmenden Eindruck lass ich euch auch nun in Ruhe und freue mich nach sehr langen wöchentlichen Arbeitstagen und bettlägerigen Zuständen diese Woche auf ein famoses Wochenende inkl. indischem Indie-Rock-Bootie-Swing. Nicht zu vergessen ein deutscher Grillabend in der deutschen Handelskammer mit deutschem Bier, Hallelujah!!! Fühlt euch gedrückt und schwingt am Wochenende fleißig den Delhi-Belly!!!

2 Kommentare:

  1. masala heißt das mistzeug, dass sie überall mit unter mischen...widerlich!!! ich hab irgendwann nur noch käsenaan verdrückt..hahaha...ich fühle mit dir, mein schmuckstück!!! dicker kuss

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  2. haha, das war genau meine Strategie die letzten Wochen, v.a. weil das Massala mich total verdorben hat...aber mittlerweile kann ich diese fetten Naan nicht mehr sehen...zur Not geht aber immer ne Chicken Tikka Roll :))

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